Am 21. April 2025 starb Papst Franziskus. In großer Trauer nehmen wir von Organizing Germany Abschied von einem Papst, dem die Armen der Welt besonders am Herzen lagen, was er in Worten und Taten immer wieder deutlich machte.
In seinem Wirken stand Papst Franziskus auch dem Community Organizing nahe und er war in einem steten Austausch mit den Community Organizing-Netzwerken weltweit:
Bereits 2021 sprach er ein Video-Grußwort zur internationalen Konferenz „A Politics rooted in the people“, die am 15. April 2021 anlässlich der Erscheinung seines neuen Buchs „Let Us Dream. The path to a better future“ vom Center for Theology and Community (CTC) in London online organisiert wurde. Darin stellte Papst Franziskus heraus, dass es weiterhin Aufgabe von religiösen Gemeinschaften sei, sich an die Seite der Armen zu stehen und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten: „That is why the true shepherd of a people, a religious shepherd, is one who seeks to walk in front, among, and behind the people: in front, to point out to them something of the way ahead; among them, to feel with the people and not to go wrong; and behind, to assist the stragglers and to allow the people, with its own nose for these things, also finds for itself the right paths.“ Community Organizing sah er dabei als große Chance, dies zu verwirklichen.
Diese Bestärkung der Rolle von Community Organizing (CO) in der Schaffung einer besseren Zukunft wurde nochmals sehr deutlich bei insgesamt drei Treffen in Rom mit Vertreter:innen der US-amerikanischen West-Southwest IndustrialAreasFoundation (WSW IAF), einer unserer CO-Partner-Organisationen in den USA. Dabei lobte Papst Franziskus die US-amerikanischen Community Organizer:innen für ihre Arbeit vor Ort und zum Thema Migration und ermutigte die Anwesenden, auf ihrem Weg weiterzugehen. Insbesondere die durch Community Organizing etablierte „Kultur der Solidarität“ beeindruckte den Papst und er erwähnte anerkennend bei einem der Treffen, dass „diese Kultur“ weniger auf schnelle Erfolge abziele, sondern mehr darauf, Menschen langfristig zu öffentlich wirksamen Personen auszubilden, die ihr Schicksal selbst in die Hand nähmen und somit zur Veränderung ihrer lokalen communities beitrügen. Siehe The Legacy of Pope Francis – Amor Concreto – West / Southwest IAF
und auch:
WSW-IAF-Delegation besucht Papst im Jahr 2022
WSW-IAF-Delegation besucht Papst im Jahr 2024
Wie sehr Papst Franziskus diese Treffen mit den Community Organizern in Erinnerung blieben, zeigte sich zuletzt noch im Dezember 2024, als er ein persönliches Grußwort zum Symposium zu „50 Jahre West-Southwest IAF“ im texanischen San Antonio schickte. An der Konferenz nahm auch eine Delegation von Organizing Germany teil, bestehend u.a. aus Vertreter:innen der Bürgerplattformen in Berlin, Köln und Duisburg. In dem päpstlichen Grußwort hieß es u.a.: “I express my closeness to you and commend you to your prayers, while encouraging you to continue working in support of communities, especially the suffering and stigmatized migrant families. I keep in my heart the humbleness of the courageous testimonies shared by your leaders during our recent meeting in Rome.” (Aus der englischen Übersetzung des auf spanisch verfassten Textes)
In Deutschland ist es der Community Organizer, Theologe und Priester Prof. Dr. Leo J. Penta, der diese Gedanken seit den 1990er Jahren deutschlandweit in praktisches Handeln in Bürgerplattformen umsetzt und gleichermaßen dafür einsteht, Menschen darin zu begleiten, für ihre Interessen selbstbewusst und eigenständig einzustehen. Ein Ideal, dass auch weiterhin eine Leitidee für Kirche sein sollte – siehe auch der Beitrag von Leo J. Penta und Tobias Meier in der Onlinezeitschrift futur2: Eine verpasste Chance? Einige Thesen zur Kirche aus der Sicht des Community Organizing | futur2 | Magazin
„Nicht nur für, sondern mit den Menschen politisch zu agieren, das ist ein Ideal, dass ich auch persönlich aus dem Wirken von Papst Franziskus mitnehme und ich freue mich, dass ich mit Organizing Germany meinen Teil dazu beitragen kann“, sagt Dr. Tobias Meier, Geschäftsführer der COD Community Organizing Deutschland gGmbH.
Auch Sami Atris, Lead-Organizer von Organizing Germany in Berlin, schätzt den verstorbenen Papst: „Was mir von Franziskus besonders in Erinnerung bleiben wird, ist sein Engagement für den interreligiösen Dialog und den Frieden in der Welt. So hat er als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche Großajatollah Ali al-Sistani getroffen, einen der höchsten Repräsentanten des schiitischen Islams.“ Diese historische Begegnung fand 2021 in der irakischen Stadt Nadschaf statt, einem Wallfahrtsort für Schiiten aus aller Welt. Dabei betonten beide Geistliche, wie wichtig ein friedliches Zusammenleben von Angehörigen der verschiedenen Religionen sei.
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