„Von der HTW bis zum Kaisersteg – Ufer frei!“ – unter diesem Motto sprangen am 13. Juli mehr als 170 Demonstrierende am Ufer vor dem Gebäude G der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Schöneweide in die Spree. Die Schwimmenden setzten damit ein deutliches Zeichen für einen frei zugänglichen Uferweg von der HTW bis zum Kaisersteg. Auch die Teilnehmer*innen des 3. Schöneweider Brückenfestes waren dabei.
Bislang versperren Zäune das Ufer, so dass Fußgehende und Radfahrende von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) nur über einen Umweg zum Kaisersteg gelangen. Dagegen protestierte die Bürgerinitiative Schöneweider Ufer nun schon zum 3. Mal mit einer Schwimm-Demonstration. „Das Spreeufer gehört allen und deshalb muss das Bezirksamt endlich handeln.“ fordert Michael Kleineberg, Sprecher der Bürgerinitiative.
Begleitet von zwei Booten des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) sowie drei SUP-Boards und drei privaten Begleitbooten schwammen die Teilnehmenden etwa 550 Meter flussabwärts und kletterten am Kaisersteg wieder aus dem Wasser. Der jüngste Schwimmer war 7 Jahre alt, der älteste Schwimmer 80 Jahre. Dieser kam, trotz Geburtstag, sogar extra aus Hamburg um schwimmend zu demonstrieren.
„Ich springe heute aus Protest ins Wasser, denn mit meinen kleinen Kindern würde ich liebend gerne einen sicheren, geschützten Uferweg entlang spazieren, um in den Kiez zu gelangen.“, sagt Maria Lohbeck, Anwohnerin aus Schöneweide. „Wie mir geht es tausenden Anwohnenden – vor allem auch denen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Das Spreeufer sollte den Berlinern und Berlinerinnen gehören und nicht einer alten, verfallenen Fabrik.“
Paul Bender, 76 Jahre alt und Rentner, wohnt in Niederschöneweide am Ufer der Spree. „Ich nehme bereits zum dritten Mal an der Schwimm-Demo teil.“ erzählt er. „Die Oberschöneweider Uferseite ist einfach schöner. Hier hat man immer Sonne und kann aufs Wasser schauen. Auch wenn ich irgendwann nicht mehr schwimmen kann, möchte ich meinen Rollator entlang des Ufers schieben und in der Sonne das Leben genießen.“ Bender verweist auf Artikel 14 des Grundgesetzes: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Er kritisiert den derzeitigen Eigentümer des Uferbereichs: „Hier habe ich eher den Eindruck, dass er mit seinem Eigentum macht, was er will. Wer will, kann ja schwimmen.“ Mit seiner Teilnahme an der Schwimm-Demo setzt sich Bender dafür ein, dass das Ufer für alle Menschen zugänglich wird und betont die Bedeutung öffentlicher Flächen für die Gemeinschaft.
Die Demonstrierenden sehen vor allem die zuständige Bezirksstadträtin Frau Dr. Claudia Leistner (Bündnis 90/ Die Grünen), die bei der Schwimm-Demo ebenfalls anwesend war, in der Verantwortung. „Sie sollte sich hartnäckiger für einen durchgehenden Uferweg einsetzen.“ Bereits 2009 hatte die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick beschlossen, dass ein Bebauungsplanung zum Uferweg aufgestellt werden soll.
Bisher war der Eigentümer des strittigen Grundstücks jedoch nicht für eine gemeinsame Lösung offen gewesen. „Die nächsten Gespräche finden in 14 Tage statt.“, führt Frau Dr. Leistner aus. Weiter sagt sie: „Einer Kooperationslösung sollte immer der Vorrang vor einer Konfliktlösung gegeben werden. Denn bei der Konfliktlösung stände nach der Festsetzung des Bebauungsplanes ein sicherlich langjähriges Enteignungsverfahren. Enteignung wäre eine Option.“
Die Demonstrierenden bekennen sich dazu, in einem Jahr wieder zu schwimmen, falls der Uferweg bis dahin nicht geöffnet ist. „Wir werden nicht lockerlassen und die Schöneweider Bürgerinnen und Bürger weiter dabei unterstützen, dass das Ufer endlich für alle frei zugänglich wird“, sagte Sami Atris, Organizer der Berliner Bürgerplattformen.
Die Schwimm-Demo der Bürgerinitiative Schöneweider Ufer, die Mitglied der Berliner Bürgerplattformen ist, wurde finanziell und ideell unterstützt von Werk 116, Buchhandlung am Königsplatz, dem Schöne Vibes Kollektiv und der Kiezkasse Oberschöneweide.
Fotos: Sven Bock, Bürgeriniative Schöneweider Ufer
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.