Die Botschaft war klar: Wenn wir zu Fuß nicht weiterkommen, dann müssen wir eben schwimmen. Am 19. Juli 2025 sprangen insgesamt 210 Demonstrationsteilnehmer:innen am Ufer vor der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Schöneweide in die Spree und schwammen bis zum Kaisersteg. Es war bereits die vierte – und bislang größte – Schwimm-Demo in Folge, die die Bürgerinitiative Schöneweider Ufer – Mitglied der Berliner Bürgerplattformen – unter dem Motto „Ufer frei!“ organisierte.

Dass dieses Jahr nochmal 40 Personen mehr als im vergangenen Jahr zur Schwimm-Demo kamen und den Sprung ins Wasser wagten, zeigt den großen Bedarf an einem für alle frei zugänglichen Uferweg. Gemeinsam mit den gedrängt stehenden Unterstützer:innen auf der Spreefußgängerbrücke Kaisersteg und dem Platz am Kaisersteg setzten die Schwimmer:innen wieder ein deutliches Zeichen, dass sie auch nach etlichen Jahren ohne Ergebnis nicht aufgeben.

Der Uferweg ist durch ein Gelände, dass der Wilms Group gehört, mit einem Zaun versperrt. Bislang ist der Weg von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen nur über einen Umweg zum Kaisersteg erreichbar.

„Die kürzeste und schönste Verbindung zwischen der HTW und dem Bahnhof Schöneweide führt direkt am Wasser entlang – aber der Weg ist versperrt. Der Umweg ist nicht nur lästig, sondern ein Rückschritt in Sachen Stadtentwicklung“, erklärt Yannik Rothen, Student an der HTW.

Nach der Schwimm-Demo wurde ein Statement der zuständigen Bezirksstadträtin Frau Dr. Claudia Leistner (Bündnis 90/ Die Grünen) verlesen, die aus privaten Termingründen nicht anwesend sein konnte. Sie setzt auf Kooperation mit der Wilms Group als Konfliktlösung. Im Juni gab es Gespräche, die einen öffentlichen Zugang des Ufers ermöglichen will. Ein weiterer Termin soll Ende Juli folgen – das Ziel bleibt ein ausgewogener Bebauungsplan. Die Bürgerinitiative Schöneweider Ufer und die Demonstrierenden werden weiter dran bleiben.

Der Anwohner Raphel Friedel setzt sich schon seit Jahren für einen freien Uferweg ein: „Wir wohnen hier seit elf Jahren und seitdem kämpfen wir für die Freigabe des Uferwegs zwischen Brücke und HTW. Es ist das letzte Stück, das fehlt. Alle Kinder, Familien, Studierenden und Senior:innen müssen immer noch neben der Hauptstraße laufen. Daher fordern wir: Ufer frei!“ Anwohnerin Tamara Milde ist die Sicherheit ein großes Anliegen: „Die Wilhelminenhofstraße hat nur einen Radweg. Ein Uferweg würde Sicherheit für alle bieten. Wir haben immer mehr Menschen, die herziehen. Sichere Wege für alle!“

Begleitet von zwei Booten des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) sowie drei SUP-Boards und drei privaten Begleitbooten schwammen sie bei 26 Grad Celsius Lufttemperatur und 20 Grad Celsius Wassertemperatur etwa 550 Meter flussabwärts und kletterten am Kaisersteg wieder aus dem Wasser.

Walter Raffauf vom „Griebnitzsee für alle e.V.“ ist aus Potsdam angereist: „Es ist nicht zeitgemäß in einer Metropolregion wie Berlin, Ufer zu privatisieren. Zugang für alle an die öffentlichen Gewässer wie es auch in der Brandenburgischen Landesverfassung in Artikel 40 Absatz 3 steht.“ Unterstützt wird er von Ray Höpfner aus Brandenburg, dem Erfinder für blaue Kreuze für freie Ufer: „Mit den blauen Kreuze wollen wir Zeichen setzen für freien Zugang zu den Ufern und Gewässern. Menschen sind Ufergucker. Dies betrifft alle neuen Bundesländer, nicht nur Berlin allein.“

Die Schwimm-Demo der Bürgerinitiative Schöneweider Ufer wurde finanziell und ideell unterstützt von Werk 116, Buchhandlung am Königsplatz, dem Schöne Vibes Kollektiv der Kiezkasse Oberschöneweide und den Berliner Bürgerplattformen.

Eindrücke von der Schwimm-Demo und Statements von Teilnehmer*innen gibt es hier:

Video Schöneweide Schwimmdemo 19. Juli 2025